MAGNIFY MALTA
Myriam Thyes, 2010. 50 Fotografien und Fotomontagen
Die Malteser praktizieren einen inbrünstigen Katholizismus voller Rituale, der sich in vielen Kirchen und Heiligen-Statuen auch baulich ausdrückt. Die kriegerische Vergangenheit Maltas als Stützpunkt der westeuropäisch-christlichen Welt gegen Türken und Araber wird sichtbar in den umfassenden von den Johannitern erbauten Festungsanlagen. Die Galeeren der Johanniter sind verschwunden, doch Schiffe aus dem Zweiten Weltkrieg, als Malta britische Kolonie war, liegen heute ebenso an diesen Mauern wie Luxus-Yachten und riesige Kreuzfahrt-Schiffe. Seit dem Beitritt Malta's zur Europäischen Union 2004 kommen immer mehr Flüchtlinge, v.a. aus Ost-Afrika, mit Ruderbooten an Maltas Küsten an. Zugleich nimmt der Bau-Boom auf der trockenen Insel zu: Spekulanten bauen festungs-ähnlich Hotels und Ferien-wohnungen, die oft lange leer stehen. Währenddessen leben die Flüchtlinge in Abrissgebäuden, Zeltlagern, in einem Flugzeug-Hangar. Historische Zusammenhänge stellt Myriam Thyes mittels subtiler Montagen dar - eine neue Form von "Historienbildern". Malta als Metapher für europäische Befindlichkeit.
Dazu schreibt Michael Staab in seinem Text 'Das ganze Bild. Der erweiterte Blick' im Buch GLASGOW STYLES / MAGNIFY MALTA:
"... Eine Erweiterung des ersten Blicks über die pure Idylle hinaus zu erreichen, ist das Ziel von Myriam Thyes' Fotoserie Magnify Malta. Die von ihr gewählten Bildausschnitte und die zusammengestellten Bildserien zeigen keine Naturaufnahmen, sondern die gebauten Befindlichkeiten der Bewohner. Der rauhe, mediterrane Charme der felsigen Inselumgebung und das besondere Licht werden durch zitadellenhaft verschachtelte Wohnsiedlungen und abweisend wirkende, burgähnliche Blockbauwerke schnell relativiert. Diese Beobachtungen werden in einigen Bildern durch gestaltende Eingriffe noch verstärkt. In den fotografisch festgehaltenen Beobachtungen erscheinen - durch kaum erkennbare digitale Manipulationen von der Künstlerin eingefügt - religiöse Artefakte und militärische Gerätschaften aus unterschiedlichen Jahrhunderten auf modernen Hauswänden oder in aktuellen Stadtansichten. Das Verblüffende dabei ist, dass diese Fotomontagen keinesfalls provokant oder überhöht wirken, sondern selbstverständlich und natürlich ..."
MAGNIFY MALTA
Myriam Thyes, 2010. 50 photographs and photo montages
Since Malta joined the European Union, refugees have been arriving in palpably increasing numbers on the island’s shores, especially from East Africa. At the same time, the arid island is witnessing a construction boom with speculators building hotels and holiday apartments which often stand empty for long periods. Malta’s battle-ridden history as a bastion of the Western-European-Christian world in the face of Turkish and Arab incursion becomes visible in the traces of the Order of the Knights of St John. Today their fortification walls are moorings for yachts and cruise liners of ever-increasing scale. Malta as a metaphor for Europe...
Michael Staab writes in his text 'The Whole Picture. Take Widened' in the book GLASGOW STYLES / MAGNIFY MALTA:
"... To attain a widening of the first glance beyond the pure idyll is the goal in Myriam Thyes’s photographic series, Magnify Malta. The picture area she has selected in each case and the compilation sequences of images show no nature shots but the constructed states of mind of the inhabitants. The raw, Mediterranean charm of the craggy island environment and the special quality of the light quickly become conditional with citadel-like, rambling residential estates and log-cabin constructions of unwelcoming, fort-like air. In a number of the pictures, these observations undergo yet further heightening through compositional intervention. Within the photographically recorded observations, almost imperceptible digital manipulation on the artist’s part intercalates religious artefacts and military apparatus from different centuries, to emerge into view on modern house walls or in current city prospects. Astonishingly, these photo-montages do not appear in the least provocative or exaggerated, but rather, self-evident and natural ..."